Die Teilnehmenden des Miteldeutschen Fundraisingtages haben abgestimmt:

 

Preisträger des Mitteldeutschen Fundraisingpreises 2021:

1. Platz

Bild Corona Notfonds für Studierende in Not

Corona Notfonds für Studierende in Not

Motiv: Im März 2020 hat die Corona Pandemie auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena vor große Herausforderungen gestellt. Die Studierenden waren finanziell schwer getroffen. Sie konnten ihre Nebenjobs nicht mehr ausüben und damit ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren. Die Mensen wurden geschlossen, die Versorgung ohne Studierendenwerk wurde teurer und die Unterstützung durch die Eltern fiel oft weg. Studierende mit Kindern gerieten in besondere Notlagen. Noch mehr waren internationale Studierende betroffen – gerade sie konnten nicht auf ihre Eltern in noch schwerer betroffenen Krisengebieten zurückgreifen und waren in Deutschland gestrandet. Sie wandten sich hilfesuchend an die Universität. Staatliche Hilfe von Land und Bund war nicht in Sicht. Spendenziel und Hindernisse:

 

Mindestens 50.000 Euro wurden umgehend benötigt, um den ärgsten Notfällen mit 450 € Soforthilfe beizustehen. Weder die Universität noch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität hatten bis dahin jedoch eine professionelle Fundraisingkampagne durchgeführt. Der Verein lebte von den Mitgliedsbeiträgen und einem Spendenbrief der jährlich zu Jahresende an die Mitglieder verschickt wird. Die Jahresspenden waren im unteren vierstelligen Bereich. Die Webseite des Vereins war veraltet. Ein weiteres Hindernis stand im Weg: die Satzung selbst sah keine Studentenhilfe vor und musste von der Mitgliederversammlung geändert werden.

 

Kampagne: Akteure: Schnell stand fest, dass das Spendenziel nur erreicht werden konnte, wenn die Universitätsleitung, die Mitarbeiter der Universität und der Freundesverein gemeinsam an einem Strang ziehen. Es wurde ein Kampagnen-Team aus Mitgliedern des Vereins und der Universität gebildet, das eine Spendenkampagne entwickelte und umsetzte. Der Präsident der Universität, der Vorsitzende des Vereins und die Leiterin der Kommunikation agierten als Fundraiser. Die Referentin des Präsidenten leitete ein Team von Freiwilligen das, die die Arbeit im Backoffice übernahmen und etwa die Spendenakquise über paypal und eine neue Webseite für den Freundesverein aufbauten.

 

Stille Phase: Im ersten Schritt wurden Erstspender und Schirmherren für die Aktion gesucht. Die ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Christine Lieberknecht erklärten sich rasch bereit, den Spendenaufruf zu unterstützen. In einer mehrtägigen Telefonaktionen wurden dann prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft angesprochen, um den Spendenaufruf als Botschafter/innen zu unterstützen. Nach wenigen Tagen waren so bereits 45.000 Euro an Spendenzusagen erzielt.

 

Öffentliche Kampagne: Im nächsten Schritt erfolgte der öffentliche Spendenaufruf im Medienmix: Pressemitteilung, Direktmailings (Mitglieder der Freunde und Förderer, Beschäftigte der Universität, Absolventen), Soziale Medien (Facebook, Instagram. LinkedIn, twitter, blog), Webseite. Daneben erfolgten weiter persönliche Ansprachen von Professorinnen und Professoren und Absolventinnen und Absolventen der Universität. Medienberichte (Presse, Radio, TV, Online-Medien) folgten.

 

Stewardship: Die Pflege der Spenderinnen und Spender – Danke zu sagen –, darauf wurde von Beginn an allergrößten Wert gelegt. Es wurde ein mehrstufiger Prozess dazu geplant, der neben dem ersten Dank binnen 24 Stunden auch öffentliche Danksagungen von Studierenden in Videoclips auf der Webseite und als Beilage zur Spendenquittung vorsah. Die Spendenquittungen wurden allen binnen 14-Tagen zugesandt.

 

Ergebnis: Spendenergebnis: In der heißen Phase der Kampagne von März bis Juni wurden 160.000 Euro gesammelt. Insgesamt wurden bis Ende 2020 174.831 Euro für den Notfonds gespendet Das Spendenziel wurde damit um mehr als 300% überschritten. Es haben 1066 Personen gespendet. Die Beträge variierten dabei von 5 € bis 5.000 Euro. Gespendet haben neben den Mitgliedern der Freunde und Förderer Angehörige und Freunde der Universität von Studierenden über Ehemalige bis zu Bürger/innen, die selbst keine direkte Verbindung zur Universität haben. Mehr als 350 Studierenden konnte mit dem Notfonds geholfen werden.

 

Konsequenzen: Sowohl der Verein der Freunde und Förderer als auch die Universität waren von der Wirksamkeit der Kampagne überrascht und begeistert. Die Universität plant nun den Aufbau eines Bereichs Fundraising, der gemeinsam mit dem Verein der Freunde und Förderer die Spendenakquise für Wissenschaft, Bildung und Studierende in Not weiter professionalisiert, die Spender/innen pflegt und neue Spender/innen aktiviert. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Jena hat mit der Kampagne massiv an Bekanntheit und Ansehen in der Universität gewonnen. Dies soll 2021 für eine Mitgliederkampagne genutzt und die Bekanntheit damit weiter gesteigert werden. Die neue Webseite des Vereins, die in der Kampagne aufgebaut wurde soll mit weiteren aktuellen Medien (Flyer, Social-Media-Auftritt) ergänzt werden.

 

Fazit: Alles in allem wurde nicht nur das Spendenziel um ein Vielfaches übertroffen und den Studierenden aus ihrer Not geholfen, sondern der Verein der Freunde und Förderer wurde dadurch erneuert und das Fundraising der Universität professionalisiert.

2. Platz

Bild Lesebienenpatenschaft

Lesebienenpatenschaft

Während des 1. Lockdown im Frühling 2020 veröffentlichten Mitarbeitende des Regionalverbandes der Arbeiterwohlfahrt Halle-Merseburg e.V. Audios mit Geschichten für große und für kleine Leute auf ihrem Youtube-Kanal. Das Hörvergnügen sollte eine Abwechslung vom isolierten Alltag für die Kinder, Senioren und Klienten der 60 Einrichtungen bieten.

 

Die AWO-Mitarbeiterin Kerstin Berger hatte dann die Idee, aus den über 50 Geschichten liebevoll illustrierte Bücher entstehen zu lassen, die nicht nur den AWO-Familien, Senioren und Klienten zugute kommen, sondern all jenen, die gerne in die Welt der Geschichten eintauchen und fernab von der Pandemie und digitaler Welt Freude, Abenteuerlust und Rückkehr zu Freizeitbeschäftigungen suchen. Besonders die von der AWO betreuten Kinder und Familien haben häufig keinen Zugang mehr zu Geschichten und Büchern, da sie in einem Umfeld leben, wo dies nicht gefördert wird. Das wollten sie mit dem Projekt gern ändern. Die Autorinnen Judith Ott, Wiete Lenk und Klara Bellis waren sofort mit im Boot. Die Grafikerin Anne Kube gab den Büchern ihre äußere Gestalt. Und die Illustratorin Katja Schiller steuerte bezaubernde Illustrationen bei. Entstanden sind zwei liebevoll gestaltete Bücher: die „AWO Geschichtenzeit“ für Erwachsene und „Awolines Leseabenteuer“ für Kinder.

 

Um das Projekt zu finanzieren wurden einige Fundraisinig-Aktionen gestartet. Neben einem Crowdfunding- Projekt auf Startnext wurden Videos für Social Media Kanäle gedreht, Firmen und Dauerspender wurden direkt angesprochen, Pressemitteilungen wurden versandt, Ticker gesetzt und in der Verbandszeitschrift "AWO berichtet" wurde natürlich auch veröffentlicht. Clever verbunden wurde die Aktion mit einem weiteren Projekt: seit September 2020 gibt es drei Bienenstöcke auf dem Gelände der AWO Geschäftsstelle in Halle samt einer Blumenwiese. Diese Bienchen haben geholfen, die Spenden für das Buchbprojekt zu sammeln. Schon ab 1€ konnte eine Bienenpatenschaft eingegangen werden, sodass man auch mit einem kleinen Geldbeutel mitmachen konnte.

 

Die Idee hat funktioniert, insgesamt sind bisher über 4.000 € Spenden für das Projekt zusammengekommen. Die Bücher wurden in kleinerer Auflage gedruckt und an die Crowd und die Einrichtungen verteilt. Natürlich besteht auch die Möglichkeit zum Erwerb der Bücher direkt bei den Mitarbeitenden der Öffentlichkeitsarbeit. Zusammenfassend blickt das Team der "Lesebienenpatenschaft" auf ein erfolgreiches Projekt. Besonders das Crowdfunding hat eine gute Wirkung nach außen gehabt und gezeigt, dass ein 102-jähriger Wohlfahrtsverband auch neue, innovative Ideen haben kann, ohne „angestaubt“ zu sein.
 

3. Platz

Bild Wichtelpost Weimar

Wichtelpost Weimar

Um alleinstehenden Menschen in Heimen und Pflegeeinrichtungen eine Freude zu machen, konnten im Dezember 2020 in der EhrenamtsAgentur Weimar selbst gestaltete und individuell beschriebene Weihnachtskarten abgegeben werden. Post von Unbekannten für Unbekannte mit lieben Wünschen, Basteleien, aufbauenden Worten, Geschichten oder Versen.

 

Gestartet aus einer privaten Initiative heraus, entwickelte sich die Aktion mit Hilfe der EhrenamtsAgentur zu einem Renner. Als Privatperson bekam Ideengeberin Daniela Malerz keinen Zugang zu den Pflegeeinrichtungen, um die Aktion dort vorzustellen. Da die EhrenamtsAgentur über langjährige Partnerschaften in der Weimarer Soziallandschaft verfügt und dort als seriöser Ansprechpartner gilt, konnte in kürzester Zeit ein Bedarf von ca. 400 Karten in den Heimen ermittelt werden. Die ursprüngliche "Bastelgruppe", die sich über eine Facebookgruppe organisiert hatten, war mit der Zahl produktionstechnisch bis zum Abgabetermin überfordert. Die EhrenamtsAgentur bat daraufhin um die Mithilfe der Öffentlichkeit, um allen Kartenwünschen gerecht zu werden.

 

Medienwirksam wurde die Aktion über ihre Facebook-Auftritte, die eigene Website und regionale Zeitungen und Radiosender beworben. Trotz Lockdown erfuhr die Aktion enorme Resonanz. So landeten mehr als 1200 Karten im Wichtelpostkasten. Geschrieben und bebildert von Kindergarten- und Schulkindern sowie Menschen jeden Alters und aller Schichten aus Weimar, Erfurt, Bad Langensalza, Gera und sogar Baden-Württemberg. Die 800 überzähligen Karten fanden durch gezielte Anrufe ebenfalls Abnehmer in weiteren Einrichtungen. Auch mobile Pflegedienste, Apotheken und Postboten erhielten Karten zum Verteilen an ihnen bekannte geeignete Personen. Eine einstündige Wichtelpost-Radio-Sendung mit Zitaten aus den Karten wurde im Nachgang am 26. und 30.12. im Weimarer Bürgerradio ausgestrahlt und machte die gelungene Aktion rund.

 

Das Team der EhrenamtsAgentur will die Aktion auf jeden Fall auch 2021 wiederholen und zudem mit einer konkreten Spendenaktion verbinden und z.B. einen Spendenbetrag pro Karte von Unternehmen einwerben, die als Spende an eine soziale Einrichtung gegeben werden kann.
 

 

 

Herzlichen Glückwunsch!